Wir von WAGNER haben mit Christopher Siebert, Leiter Risk Engineering - Brandschutz bei der Gothaer Allgemeine Versicherung AG über Brandschutz, Risiken und Schutzkonzepte für Behälterkompaktlager gesprochen. Im Interview erklärt er, wie hier die Risikobewertung seitens Versicherungen erfolgt, um im Schadensfall einen adäquaten Versicherungsschutz anbieten zu können.
Vollautomatisierte, extrem kompakte Systeme sind aus der modernen Lagerlogistik heute nicht mehr wegzudenken. Sie garantieren 24/7 Verfügbarkeit, unterbrechungsfreie Lieferfähigkeit und optimale Flächennutzung durch stapelbare Behälter. Was sind aus Versicherungsperspektive die Besonderheiten / Herausforderungen bei diesen sogenannten Behälterkompaktlagern?
Aus Versicherungsperspektive ergeben sich im Vergleich zu anderen Systemen ganz neue Herausforderungen, die insbesondere durch die stark verdichtete Lagerung der Behälterkompaktlager begründet sind. Die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an ein Lager werden in einem Brandschutzkonzept formuliert und sind Voraussetzung für die Baugenehmigung. Die dort vereinbarten Schutzziele beinhalten die Rettung von Mensch und Tier sowie den Schutz der Umwelt. Wir als Versicherung treten dann ein, wenn es darum geht weitere Risiken abzusichern. So zum Beispiel die eingelagerten Sachwerte vor Verlust oder Schaden zu versichern, bis hin zur Absicherung im Fall einer Betriebsunterbrechung. Und an der Stelle wird die Betrachtung eines Behälterkompaktlagers herausfordernd, denn neben der Größe interessieren uns weitere Kriterien: welche Ware wird in dem Lager eingelagert und welche Werte, Stichwort: Wertekonzentration, haben wir am Ende des Tages in den Behältern, sprich welchen Sachwert und ggf. Betriebsunterbrechungsschaden müssen wir als Versicherer dort versichern. In dem Zusammenhang bewerten wir den vorhandenen oder geplanten Brandschutz. Hier gibt es aktuell sehr unterschiedliche Schutzkonzepte.
Sie sprechen das Thema Brandschutz und die unterschiedlichen Schutzkonzepte an. Welche Verfahren treffen Sie am häufigsten in der Lagerlogistik an und wie bewerten Sie die jeweiligen Ansätze und Lösungen bei einem Behälterkompaktlager aus Versicherungssicht?
Die gängigsten sind sicherlich die wasserbasierten Löschverfahren wie Sprinkleranlagen, häufig in Kombination mit einer Brandmeldeanlage. Oder auch Systeme, die nach dem Prinzip der Sauerstoffreduzierung oder Gaslöschung arbeiten. Es gibt also nicht die eine Lösung und welcher Ansatz der bessere ist, können wir als Versicherung in letzter Konsequenz ohne konkreten Projektbezug auch gar nicht sagen. Aktuell schauen wir uns alle Lösungen sehr genau mit Blick auf das Behälterkompaktlager an. Aufgrund der extrem kompakten Lagerung, die sich durch die dichte Aneinanderreihung der Behälter ergibt, ist für die Versicherung in diesem Fall die entscheidende Frage: Kann ein Brand in einem solchen Lager überhaupt schnell und wirksam gelöscht werden, damit eine schnelle Ausbreitung des Feuers verhindert werden kann und somit ein größerer Schaden an der eingelagerten Ware verhindert wird? Ebenso stellen wir uns die Frage nach den Folgeschäden? Das heißt wie groß ist die Gefahr, dass weite Teile der Ware im Brandfall vernichtet werden? Oder weiter gedacht: Wie groß ist das Risiko einer Betriebsunterbrechung bis hin zum kompletten Betriebsausfall? Auf dieser Basis empfehlen wir als Versicherung dann ein ganzheitliches Schutzkonzept oder schreiben dieses auch vor. Insbesondere mit Blick auf die Folgeschäden sind aus unserer Sicht Brandvermeidungssysteme, die mit dem Prinzip der Sauerstoffreduzierung arbeiten, ein interessanter Ansatz – vor allem im Behälterkompaktlager. Diesen Ansatz prüfen wir neben allen anderen Lösungen aktuell sehr genau.
Was gilt es für den Versicherungsnehmer zu beachten? Gibt es Empfehlungen Ihrerseits an die Versicherungsnehmer, z.B. was es bereits in der Planungs-/Bauphase zu beachten gilt?
Wir empfehlen grundsätzlich, sich frühzeitig mit dem Thema Brandschutz auseinander zu setzen und so früh wie möglich darüber nachzudenken, welches die geeignete Lösung ist. In dem Zusammenhang müssen aus unserer Sicht bereits zu Beginn einer jeden Planungsphase die spezifischen Risiken analysiert und die individuellen Schutzziele definiert werden. Das ist bei einem Neubauprojekt natürlich einfacher als bei nachträglichen Anforderungen in einer bereits bestehenden Anlage. Als Versicherung beraten wir unsere Kunden in allen Fällen immer sehr umfangreich.
Automatisierte Behälterkompaktlager benötigen innovative Brandschutzlösungen. Aktive Brandvermeidung schützt Betreiber vor den Folgen eines Brandes. So sind Liefer- und Betriebsfähigkeit zu jedem Zeitpunkt gesichert. Wir freuen uns auf Ihre Aufgabenstellung für innovativen Brandschutz und unterstützen Sie bei der Umsetzung Ihrer Schutzziele.
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